Interview mit Gero Decker, Gründer und CEO von Signavio

Gero Decker ist Gründer und CEO des Prozess-Spezialisten Signavio, inzwischen Teil von SAP. Im Interview mit com! professional erklärt er, warum Process Management so wichtig ist für die Transformation von Unternehmen, und warum sich Gründer in Deutschland immer noch schwertun.

com! professional: Schildern Sie zu Beginn doch mal, was Signavio eigentlich genau macht. Gero Decker : In Kurzform sind wir ein Software-Unternehmen, das anderen Unternehmen dabei hilft, betriebliche Abläufe und Prozesse zu verstehen und zu verbessern und diese Veränderungen in die Organisationen zu tragen. Wie ist das entstanden? Ich bin mit dem Thema Prozess-Management zum ersten Mal in Berührung gekommen, als ich als Berater bei der Deutschen Telekom gearbeitet habe. Damals ging es um die Markteinführung von Entertain, das erste Triple-Play-Produkt in Deutschland. Das war sehr spannend, weil es unglaublich viel Komplexität mit sich bringt. Wenn eine Bestellung für DSL oder für Entertain reinkommt, dann sind Dutzende von Abteilungen involviert und zum Teil mehr als hundert IT-Systeme, über die so ein Prozess fließt. Das hat mich damals sehr fasziniert, ich bin von Hause aus Ingenieur. Es ging nicht nur darum, rein technische Systeme zu verstehen und zu bauen, sondern eine ganze Organisation zu verstehen: Was muss wann wie funktionieren? Was passiert, wenn der Kunde auf der halben Strecke nicht mehr 25 MBit haben will, sondern 50 MBit? Muss dann alles wieder zurückgerollt werden? Was müssen die beteiligten Personen können, was kann ich automatisieren? All diese Fragen stellen sich, wenn ich mir die Abläufe und Prozesse in einem Unternehmen anschaue.

com! professional: Wie kam es dann zur Gründung von Signavio? Decker: Unsere Beobachtung war, dass Prozess-Management immer dann gut funktioniert, wenn viele Leute zusammenarbeiten können. Wenn eine Person den perfekten Prozess aufmalt und alle anderen sich daran halten müssen, dann geht das meistens schief. Wenn Sie es aber schaffen, einen Bottom-up-Prozess oder Crowdsourcing à la Wikipedia hinbekommen – jeder trägt das bei, was er weiß –, dann kommen Sie meistens bei sehr guten Lösungen raus, kommen viel schneller ans Ziel und können viel schneller Veränderungen im Unternehmen umsetzen. Das war der Startpunkt, als wir vor 12 Jahren losgelegt haben. […]

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